Aufgewachsen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts“
Mit diesem Thema befasste sich jetzt der Rekener Heimatverein bei seinem ersten Proaloawend dieses Jahres im Heimathaus Uphave. Vereinsvorsitzender Bernd Hensel konnte eine vollbesetzte Tenne registrieren. Nach seiner Begrüßung stellte Hensel zunächst fest, dass sich die Deutschen in den 60er-Jahren zu einer „Erlebnisgesellschaft“ aufgemacht hätten. Es waren sehr politische Jahre, insbesondere das Jahr 1968 mit dem Beginn der Studentenrevolte, bei dem vor allem der lateinamerikanische Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara Leitbild für das Aufbegehren der Jugend war. Diese Auflehnung gegenüber der etablierten Gesellschaft gipfelte später auch in der Gründung der gewaltbereiten „Bader-Meinhoff-Bande“.
Unbestritten waren die 60er nach Meinung von Hensel auch ein an Veränderungen reiches Jahrzehnt. Als ein Beispiel hierfür nannte er die „Mini-Mode“, die Mitte der 60er-Jahre die Gesellschaft schockte, eine Gesellschaft, in der das Händchenhalten und der Kuss in der Öffentlichkeit noch als unsittlich angesehen und eine unverheiratete Frau „Fräulein“ genannt wurde. Wie prüde die 60er-Jahre noch sehr lange waren, zeigte sich am Verhalten von Staat und Kirche, insbesondere der katholischen Kirche gegenüber der Anti-Babi-Pille. Von einer Liberalisierung der sexuellen Moral war man noch weit entfernt. Gymnasien und andere weiterführende Schulen wurden häufig noch getrennt nach Jungen und Mädchen besucht. Die erste Begegnung mit dem anderen Geschlecht fand häufig erst in der Tanzschule statt.
Neben dem Rock ´n`Roll kam in den 60er-Jahren ein neuer Tanz auf, den die Jugend und auch die etwas ältere Generation elektrisierte: der „Twist“. Die Musik hatte übrigens auch einen erheblichen Anteil an die revolutionäre Erneuerung der Alltagskultur. Die Musikgruppen „The Beatles“ und die „Rolling Stones“ lieferten den Sound für die neue Jugend. Überflüssig zu erwähnen, dass die Elterngeneration sich mehr als skeptisch zeigte und abfällige Bemerkungen zu dieser Musikrichtung machte.
Für die politische Reken war das 1962 im Ortsteil Bahnhof Reken angesiedelte Tiefkühlwerk „Findus-Jopa“ aus Schweden (später hieß das vom Unilever-Konzern übernommene Unternehmen „Langnese-Iglo“) ein Segen, und zwar sowohl in finanzieller als auch in arbeitspolitischer Hinsicht. Im Rekener Rathaus hatte inzwi-schen der aus Isselburg stammende Hermann Bollwerk auf dem Chefsessel Platz genommen. Der Landwirt Hermann Sicking war in den 60er-Jahren Bürgermeister der Gemeinde Groß Reken und Amtsbürgermeister des Amtes Heiden-Reken. 1969 schlossen sich die damals noch selbständigen Gemeinden Groß Reken, Klein Reken und Hülsten zur neuen Großgemeinde mit Namen „Reken“ zusammen.